Wie kommt es, dass bei einem jungen Universum das Licht von Objekten, die Millionen von Lichtjahren von uns entfernt sind, die Erde bereits erreichen konnte? Müsste man da nicht eher ein Alter annehmen, das mindestens der Zeit entspricht, die ein Lichtstrahl unterwegs gewesen sein muss, um von dort zu uns zu gelangen?
Die in der obigen Frage enthaltenen Aussagen sind Folgerungen, die wir korrekt aus der jetzigen Situation schließen: Das Licht hat mit seinen 300 000 km/s (der exakte Wert mit ausschließlich Nullen nach dem Komma wurde auf der 17. Generalkonferenz für Maß und Gewicht 1983 mit 299 792 458 m/s definiert) zwar eine sehr hohe, aber dennoch begrenzte Ausbreitungsgeschwindigkeit. Jeder Stern, den wir jetzt sehen, informiert uns daher nicht über seine gegenwärtige Existenz, sondern über eine Vergangenheit, als deren Zeuge seine Lichtstrahlen augenblicklich bei uns eintreffen. Eine (unerlaubte!) Schlussfolgerung lautet darum: Da es Sterne gibt, die mehrere Milliarden Lichtjahre entfernt sind, müssten diese doch mindestens ebenso viele Milliarden Jahre alt sein. Zur Klärung dieser Denkweise sind zwei Fakten von ausschlaggebender Bedeutung:
1. Entfernung statt Zeit: Das Lichtjahr ist ebenso wie das Meter kein Zeitmaß, sondern ein Entfernungsmaß! Ein Lichtjahr entspricht der Entfernung von 9,46 Billionen Kilometern. Diese Strecke durchläuft das Licht in einem Jahr. Ebenso kann man die Zeit angeben, die das Licht für das Durchlaufen der Strecke von einem Meter benötigt. Sie beträgt 1/299 792 458 Sekunden. Die frühere Definition des Meters über Wellenlängen ist übrigens durch diese Laufzeitdefinition des Lichtes abgelöst worden. Haben zwei Objekte A und B den Abstand a voneinander, so kann bei alleiniger Kenntnis der Distanz noch nichts über ihren sonstigen Zustand (z. B. Alter) gesagt werden.
2. Schöpfungsdenken: Die ungehinderte gedankliche Koppelung von Entfernung an Zeit ist eine Folge des Evolutionsdenkens, bei dem beliebig viel Zeit für die Vergangenheit wie auch für die Zukunft angesetzt wird. Nach biblischer Sicht hat die Zeitachse jedoch einen definierbaren Anfangspunkt, der mit dem ersten Vers der Bibel markiert ist und der einige Jahrtausende (nicht Jahrmillionen!) zurückliegt. Eine Weiterverlängerung der Zeitachse über diese Anfangsmarke hinaus ist darum physikalisch nicht statthaft. Lässt jemand dieses Faktum außer Acht, so befindet er sich in derselben Lage wie einer, der seine eigene Existenz über den Zeitpunkt der Zeugung noch weiter vorverlegt. Um die gestellte Frage weiter zu prüfen, gehen wir mit dem obigen Denkansatz in die Schöpfungswoche hinein. Am vierten Schöpfungstag wurden die Sterne geschaffen (1 Mose 1,14-16). Nach Abschluss der Schöpfung wäre nach obigem Einwand am Himmel kein einziger Stern zu sehen gewesen. Der erdnächste Stern, der a-Centauri (genauer: Proxima Centauri), ist 4,3 Lichtjahre von der Erde entfernt. Somit wäre er 4,3 Jahre nach der Schöpfung erstmals von der Erde aus sichtbar gewesen. Als nächster Stern käme dann 1,6 Jahre später Barnards Pfeilstern (Entfernung 5,9 Lichtjahre) hinzu usw. Dieser Vorgang wäre bis heute noch nicht abgeschlossen, denn von Jahr zu Jahr würde das Licht einer ständig zunehmenden Zahl von Sternen, entsprechend ihrem größeren Abstand von der Erde, bei uns eintreffen. Das aber widerspricht der astronomischen Beobachtung.
Adam hätte nach dieser Denkweise 4,3 Jahre lang einen völlig sternenlosen Nachthimmel gesehen, und nach weiteren 1,6 Jahren bekäme er den zweiten Stern zu Gesicht. Abraham, der wohl etwa 2000 Jahre nach der Schöpfung lebte, sähe nach dieser Theorie noch nicht einmal die hellsten Sterne unseres Milchstraßensystems, geschweige denn die Sterne anderer Galaxien, denn unsere Milchstraße hat eine Ausdehnung von 130 000 Lichtjahren. Gott aber zeigte dem Abraham die unermessliche sichtbare Sternenzahl, um ihn zum Staunen zu bringen: „Siehe gen Himmel und zähle die Sterne; kannst du sie zählen?" (1 Mose 15,5).
Der obige Denkansatz „Anzahl der Lichtjahre = Mindestalter des Sterns" ist also nach Aussage der Bibel falsch. Die biblische Lösung dieses Problems finden wir in 1. Mose 2,1-2: "Also ward vollendet Himmel und Erde mit ihrem ganzen Heer (= alle Sterne!). Und also vollendete Gott am siebenten Tag seine Werke, die er machte." Dies ist auch das Zeugnis des Neuen Testaments: „Nun waren ja die Werke von Anbeginn der Welt fertig" (Hebräer 4,3).
Nach Ablauf der Schöpfungswoche war somit alles komplett abgeschlossen. Dies bedeutet auch, dass die Wahrnehmbarkeit der Sterne von der Erde aus vorgegeben war, denn seit der Schöpfung sind alle Werke zu ersehen (Römer 1,20). Es liegt im Wesen der Schöpfung, dass wir nicht alle Gesetze unserer jetzigen Erfahrung in diese Zeit des Erschaffens hineininterpretieren dürfen. „Vollendet" bedeutet fertig in jeder Hinsicht: der Fahrstrahl des Lichtes der Sterne war also ebenso geschaffen wie die Sterne selbst, d. h., auch von den entferntesten Sternen war das Licht bereits auf der Erde „eingetroffen". Es gilt zu bedenken: Mit unserem naturwissenschaftlichen Bemühen (Denken und Forschen) gelangen wir zeitlich maximal bis zum Ende der Schöpfungswoche zurück. Zum Verständnis der Geschehnisse innerhalb der Schöpfungswoche kommen wir nur, wenn wir die offenbarten Details durch Studium der Bibel erschließen.
Aus „Fragen, die immer wieder gestellt werden" von Prof. Dr.-Ing. Werner Gitt. Quelle und Copyright: Christliche Literatur-Verbreitung (CLV), 33661 Bielefeld. Mit freundlicher Genehmigung.